Dienstag, 1. September 2020

Warum 30 werden für mich schlimm ist. Der wahre Grund - wow so mysterious...

 Ich war immer eine von denen, die mit 20 gesagt haben: Was habt ihr alle? Ist doch egal, wie alt man ist. Und wisst ihr was. Es stört MICH nicht, das ICH 30 geworden bin. Garnicht. Denn mein Körper fühlt sich an, wie immer. Ich habe nichts bemerkt. Keine Veränderung. Ich habe aber eines gemerkt und das war ein Aha-Moment:

30 ist das ungefähre alter einer Person, deren Eltern eine absolut verändernde Lebensphase in Sachen Gesundheit durchlaufen und deren Großeltern dabei sind zu sterben. Das ist das was mich am 30werden oder Älterwerden stört. Die indirekte Veränderung des Lebens durch andere, einem nahestehenden Menschen.

Mit 30 hat man (grooooooob hoch tausend) geschätzt Eltern die Ende 50-mitte 60 sind (in meiner Generation und Umfeld zumindest oft so beobachtet)

Das ist die Zeit, in der vermehrt Krankheiten auftreten. Die bis dato fitten Eltern fangen an Beschwerden zu haben. Vielleicht hatten sie früher auch welche. Als man selber noch ein Kind war aber: Als Kind konnte man sich langsam daran gewöhnen.  Denn früher als man zu Hause wohnte, bekam man diese Wehwechen langsam mit. Immer wenn sich irgendwas anbahnte, weil ein Elternteil sich nach und nach über zb. sein Knie beschwerte, dann zum Arzt ging.. etc. All bekam man täglich man als Kind/Teenager mit. Man wurde an diese Sachen gewöhnt und es fiel einem auch nicht als tragisches Resultat der Vergänglichkeit auf. Aber nun wohnt man nicht mehr zu Hause. Und bei den Telefonaten wird nicht erwähnt, dass der Vater nun seit einiger Zeit Rückenweh oder schlimmeres; gar ein Herzleiden hat. Man erwähnt es nicht.

Dann ist man wiedermal zu Besuch im Elternhaus. Man merkt die Änderungen entweder zufällig, oder drastisch: Indem man dem Vater oder der Mutter den veränderten Gesundheitszustand sogar ansieht. Oder indem man plötzlich lauter sprechen muss, weil langsam das Gehör nachlässt. Oder sowas banales wie: graue Haare. Als Kind fiel uns das nie auf, wegen dem Gewöhnunhseffekt und weil die Eltern antürlich auch fitter waren. Und nun sehen wir es. Wenn man jemanden jeden Tag sieht, fällt sowas nicht auf, aber wenn man länger nicht da war und erkennt: Wow. Diese Person ist ganz schön alt geworden. Dieser Sprung im Altern, der von ab-und-zu-Besuchen begünstigt wird und das Altern der Eltern noch auffälliger macht, stimmt mich traurig. Es ist nun mal so. Ja das tut es. Das besagte: tragische Resultat der Vergänglichkeit ist nun sichtbar.

Dann gibt es noch eine andere familiäre Baustelle. Die Großeltern. Sie sind im Alter, bei dem es jeden Moment passieren kann. Ab spätestens 30, hat man Großeltern im wirklich hohen Alter. Klar es ist der Verlauf des Lebens. Aber das hilft auch nicht weiter, wenn man jemanden liebt. Oder doch? 

Naja. Die Eltern sind dann zumindest auch gebalstet, denn ihre eigenen Eltern sind es wiederum, die bald gehen oder schon gegangen sind.

Das sind alles Belastungen, die ich als Kind nicht hatte. Oder als Teenie. Als Kind waren meine Eltern  in einem Alter, wo Krankheiten eher unüblichen sind. Also zumindest Alterskrankheiten. Meine Großeltern waren lebendig und agil. Man musste sich um all die lieben Familienmitglieder, die Generationen über einen lagen, keine Sorgen machen. Und nun mit 30 - schon. 

Das ist das Schlimme am Älterwerden - wir werden es nämlich alle gleichzeitig. Die Veränderung kommt unweigerlich. Scheiß auf die Falten. Das interessiert keine Sau. Ich will meine Eltern gesund sehen. UNd meine Großeltern will ich sehen. Aber man ist ab 30 unweigerlich mit baldigen, drastischen Veränderung konfrontiert - so wie noch nie zuvor. Und bitte nicht falsch verstehen: Natürlich gibts Menschen - kanns nicht fassen, dass ich so einen Eklärsatz noch nachschieben muss aber sicher ist sicher - denen das schon vorher passiert ist... oder Schicksalsschläge.. naja die kennen sowieso kein Alter. Es geht darum, dass ab spätestens um die 30, die Familiensituation bald und mit 100% Sicherheit vieles in diese Richtung ändern wird. Und das bringt mir Unbehagen.

Donnerstag, 6. August 2020

Die Werbewelt ist so Künstler-feindlich wie noch nie

Wie wollt ihr der jungen Generation von Werbern Filme wie MadMen und 39,90 erklären? Wieso ist die Berufswelt des Werbers und damit meine ich die kreativen Werbeleute, wie Arter und Texter, die sich einst der Kunstwelt abgewandt und der Werbewelt zugewandt haben, so anders geworden? Fest steht: die Werbewelt war für Künstler schon immer ein Zufluchtsort, voller Geld und Sicherheit. Aber die letzten Jahre haben dieses Habitat zerstört.
Es gibt diesen Moment, wo man sich als junger, brotloser Künstler entscheiden muss: zieht mans durch? Das mit seiner Kunst? Oder ist man dafür zu pessimistisch, desilusioniert, unsicher und vielleicht nicht talentiert genug, um von seiner Kunst zu leben? Oder entscheidet man sich für die gierige Werbewelt, die es kaum erwarten kann einem, in der Manier einer Disney-Ursula, als sie sich Ariels Stimme schnappte, die kreative Seele herauszusaugen.
Man muss fair bleiben - Es ist ja auch kein schlechter Deal gewesen dies zu tun... bis vor kurzem. Denn immerhin winkte nicht nur Geld und Sicherheit, sondern auch ein recht kreatives, freies Umfeld, dass ich jetzt gerne erläutern würde:
Zu Madmens-Zeiten und bis in die 90er hinein, war die Werbewelt (und ich kenne sie ausschließlich von den besagten Filmen, was mich natürlich berechtigt davon auszugehen dass es 100% auch so war) nicht nur vom TUN, von der Aufgabenstellung nahe am Kreativ-Sein, sondern auch vom besagten Umfeld.
Der Künstler fühlt sich wohl in einem Arbeitsklima, wo er und sein Schaffen vergöttert wird, wo Honig und Whiskey fließen und Dankeschön-Körbe vom Kunden ihm eine Art Bestätigung geben. Das alles war damals eine sehr künstlerfreundliche Umgebung.
Es fühlte sich also für die Künstlerseele, gefangen im Körper eines gut verdienen Werbes, nicht schlecht an. Man hatte eine gute Mitte gefunden - auch wenn sich die echten Künster aus dem Bekanntenkreis, falls man sie noch hat, abwandten und in ihren zerlumpten aber dafür authentischen Roben über einen spotten, man hätte die Seele verkauft.
Das war gut erträglich, denn die genannten Vorzüge und das Geld fühlten sich gut an. Doch nun ist alles anders. Was heißt "nun" - schon länger! Ich wünschte ich hätte jetzt so gut recherchiert und könnte ein genaues Datum nennen. Aber meine Faulheit lies es nicht zu und so bin ich gezwungen zu spekulieren was das genau Datum anlangt: Ich denke mitte-ende der neunziger war es, als sich alles änderte. Womöglich war auch die Digitalisierung schuld? Vielleicht der ein oder andere Börsencrash? Irgendwas ist passiert, dass die Werbewelt in ihrer sympathischen Arbeitsweise von Grund auf veränderte, sodass sie so Künstlerfeindlich wie noch nie wurde.
Jetzt hat man als ehemaliger Künstler, frisch aus dem Studium nicht mehr die Qual der Wahl: geh ich die Werbung als Designerin oder versuch ich mich als Malerin? Denn beides ist erstmal ein beschissenes Dasein. Bei Madmen hatten Texter das Gottsein gepachtet - gefolgt von den Artern - dies ist verloren gegenagen. Da sich das Wort "Team" wie ein ekelhafter Blutegel durch die gesamte Berufswelt gesaugt hat - ist ja niemand wichtiger als der andere. Diese Verehrung, wie es Kreative damals in den Agenturen hatten, ist vorbei und damit eine der wichtigsten Säulen für den Künstler: Die Anerkennung, dass er selbst und viel wichtiger: sein Werk Bedeutung hat. Nachdem ihr Status demontiert wurde, kam der Wegfall von Rauschmitteln - die Arbeit wurde zur Arbeit. Die Lieblings-Inspirationsquelle Hemingways und Bukowskis war weg - damit auch die Lockerheit. Zigaretten wurden ab jetzt nur außerhalb der Agentur geraucht, wo der Werber plötzlich wie ein Halbstarker der heimlich hinter der Schule raucht, aussah. Und letztlich wurde der Geldhahn zum Geldkücken und Werbegeschenke oder Gutscheine wurden immer kleiner, bis sie nicht mehr vorhanden waren. Man hat uns alles genommen. Alles, was die Werbewelt erträglich gemacht hat...
Nun gehen Kreative nur noch aus einem Grund in die Werbewelt: Geld. Vielleicht wäre es Grund genug, wenn es gut bezahlt werden würde und vielleicht wäre es auch ok, wenn wir nebenbei noch privat ein Künstler sein dürften - (ab hier dramatisch und immer langsamer lesen)aber die Arbeitszeiten saugen die Kreativität gänzlich aus und zurück bleibt eine traurige, seelenlose Hülle.