Ich war immer eine von denen, die mit 20 gesagt haben: Was habt ihr alle? Ist doch egal, wie alt man ist. Und wisst ihr was. Es stört MICH nicht, das ICH 30 geworden bin. Garnicht. Denn mein Körper fühlt sich an, wie immer. Ich habe nichts bemerkt. Keine Veränderung. Ich habe aber eines gemerkt und das war ein Aha-Moment:
30 ist das ungefähre alter einer Person, deren Eltern eine absolut verändernde Lebensphase in Sachen Gesundheit durchlaufen und deren Großeltern dabei sind zu sterben. Das ist das was mich am 30werden oder Älterwerden stört. Die indirekte Veränderung des Lebens durch andere, einem nahestehenden Menschen.
Mit 30 hat man (grooooooob hoch tausend) geschätzt Eltern die Ende 50-mitte 60 sind (in meiner Generation und Umfeld zumindest oft so beobachtet)
Das ist die Zeit, in der vermehrt Krankheiten auftreten. Die bis dato fitten Eltern fangen an Beschwerden zu haben. Vielleicht hatten sie früher auch welche. Als man selber noch ein Kind war aber: Als Kind konnte man sich langsam daran gewöhnen. Denn früher als man zu Hause wohnte, bekam man diese Wehwechen langsam mit. Immer wenn sich irgendwas anbahnte, weil ein Elternteil sich nach und nach über zb. sein Knie beschwerte, dann zum Arzt ging.. etc. All bekam man täglich man als Kind/Teenager mit. Man wurde an diese Sachen gewöhnt und es fiel einem auch nicht als tragisches Resultat der Vergänglichkeit auf. Aber nun wohnt man nicht mehr zu Hause. Und bei den Telefonaten wird nicht erwähnt, dass der Vater nun seit einiger Zeit Rückenweh oder schlimmeres; gar ein Herzleiden hat. Man erwähnt es nicht.
Dann ist man wiedermal zu Besuch im Elternhaus. Man merkt die Änderungen entweder zufällig, oder drastisch: Indem man dem Vater oder der Mutter den veränderten Gesundheitszustand sogar ansieht. Oder indem man plötzlich lauter sprechen muss, weil langsam das Gehör nachlässt. Oder sowas banales wie: graue Haare. Als Kind fiel uns das nie auf, wegen dem Gewöhnunhseffekt und weil die Eltern antürlich auch fitter waren. Und nun sehen wir es. Wenn man jemanden jeden Tag sieht, fällt sowas nicht auf, aber wenn man länger nicht da war und erkennt: Wow. Diese Person ist ganz schön alt geworden. Dieser Sprung im Altern, der von ab-und-zu-Besuchen begünstigt wird und das Altern der Eltern noch auffälliger macht, stimmt mich traurig. Es ist nun mal so. Ja das tut es. Das besagte: tragische Resultat der Vergänglichkeit ist nun sichtbar.
Dann gibt es noch eine andere familiäre Baustelle. Die Großeltern. Sie sind im Alter, bei dem es jeden Moment passieren kann. Ab spätestens 30, hat man Großeltern im wirklich hohen Alter. Klar es ist der Verlauf des Lebens. Aber das hilft auch nicht weiter, wenn man jemanden liebt. Oder doch?
Naja. Die Eltern sind dann zumindest auch gebalstet, denn ihre eigenen Eltern sind es wiederum, die bald gehen oder schon gegangen sind.
Das sind alles Belastungen, die ich als Kind nicht hatte. Oder als Teenie. Als Kind waren meine Eltern in einem Alter, wo Krankheiten eher unüblichen sind. Also zumindest Alterskrankheiten. Meine Großeltern waren lebendig und agil. Man musste sich um all die lieben Familienmitglieder, die Generationen über einen lagen, keine Sorgen machen. Und nun mit 30 - schon.
Das ist das Schlimme am Älterwerden - wir werden es nämlich alle gleichzeitig. Die Veränderung kommt unweigerlich. Scheiß auf die Falten. Das interessiert keine Sau. Ich will meine Eltern gesund sehen. UNd meine Großeltern will ich sehen. Aber man ist ab 30 unweigerlich mit baldigen, drastischen Veränderung konfrontiert - so wie noch nie zuvor. Und bitte nicht falsch verstehen: Natürlich gibts Menschen - kanns nicht fassen, dass ich so einen Eklärsatz noch nachschieben muss aber sicher ist sicher - denen das schon vorher passiert ist... oder Schicksalsschläge.. naja die kennen sowieso kein Alter. Es geht darum, dass ab spätestens um die 30, die Familiensituation bald und mit 100% Sicherheit vieles in diese Richtung ändern wird. Und das bringt mir Unbehagen.