Ich weis noch, wie wir in Psychologie damals, in der Oberstufe war das, das Phänomen des HSP durchgegangen sind. "Highly Sensitive Person" bedeutet diese Abkürzung. WIr lernten, dass diese Menschen(umgangsprachlich) "Nahe am Wasser gebaut" wären, aber nicht unbedingt im heulsusigen Sinne, sondern, dass sie einfach schneller mitgenommen werden, emotional, als andere. Sie sind schneller berührt, gerührt und emotionaler dran als Ihres-Nicht-Gleichen.
Wir bekamen also alle einen Fragebogen(Klick hier für einen ähnlichen Online-Fragebubu), so als Teil des Psychologie-Unterrichtes... Wie kann man diese psychische, womöglich angeborene Verfassung diagnostizieren? - das war die Idee dahinter.
Und so saß ich da und las die Fragen durch und ich glaube es waren verschiedene Situationen geschildert und man musste an einer Skala seine eigene emotionale Beteiligung schätzen. Sind sie eher robust, nachtragend, schnell gekränkt, reagieren wie auf Kritik?! bla und bla!
Ich weis nun im Nachhinein, wie ich mich selber austricksen wollte. Es kam mir so cool vor, eine von denen zu sein, der nichts Nahe geht; Eine zu sein, die robust ist, nicht wehmütig nachtragend, sondern stark und wenn es sein muss, stellenweise gefühlskalt. Ich wollte nicht bewusst schwindeln, aber ich habe das womöglich mit meiner punktuell auftretenden Radikalität(zu gewissen Themen), die als kaltherzig fehlinterpretiert werden könnte, verwechselt und dachte: Yey cool, ich bin nüchtern-cool und robust! Kein WEichei! Ich wusste aber auch gleichzeitig, dass ich doch innerlich schon sehr Leiden muss, bei geringsten zwischenmenschlichen Unstimmigkeiten, beim Unverstanden-Fühlen, Streitereien oder einfach nur beim Anblick von Spenden-Werbungen, die kranke und hungernde Kinder zeigen. Das alles rührt mich zu Tränen und beschäftigt mich, drückt meine innere Stimmung für einige Grübelzeit nach unten und macht mir ein wenig das Leben schwer.
Ich habe lange gebraucht mir einzugestehen, dass ich wohl so ein Typ Mensch bin. Ich habe es früher für uncool gehalten, doch seitdem ich in Fernsehsendungen und anderen Medien mitbekommen habe, dass Sensibelchen als Künstler nicht nur akzeptiert werden, sondern dass diese Eigenschaft in diesem Kontext nicht einmal als Schwäche gilt, habe ich es sofort annehmen können. Ich empfand das ein wenig als Befreiung! Der "sensible Künstler" ist nun mal eine stereotypische Figur, und solche sind von der Gesellschaft, wie gesagt, akzeptiert worden.
Aber nur, weil ich weis, dass ich ein HSP bin, ist es noch lange nicht leichter. Weil das aber, wieder nur eine Sache der Relation ist und Emotionen schwer auf einer Skala in ihrer Stärke dargestellt werden können, hat das alles für mich sowieso einen minderen Wert, die Klassifizierung "HSP" oder nicht, meine ich!
Halb so wild, denn Menschen lieben es zu Klassifizieren, weil das Ordnung bedeutet und Ordnung heisst wiederum: die Möglichkeit der Übersicht zu haben. Übersicht bedeutet, den Blick aufs Große, eine Schritt zurückgehen zu können, um das Gemälde, das Motiv betrachten zu können, und nicht nur die Pinselstriche...Metaphern lassen grüßen!
-ich habe übrigens 244 Punkte erreicht und ein white russian schmeckt einfach so gut!
Was ich nüchtern über OverEmos-sein weis: Manche hypernetten Menschen tun es bewusst oder unbewusst: Hyper-Nett-Sein. Aber da das meistens von der Umwelt ohnehin missachtet oder sogar missbraucht wird, indem die seltene Gutmütigkeit beim Anderen auch als Unterwürfigkeit gewertet werden kann und "die Anderen" das sogar zu ihrem Vorteil und deinem Nachteil ausnutzen könnten, wäre eine gesunde Balance zwischen Arschig-Witzig-Nice-Wise-Scheiss am ehersten angebracht(Normalos gegenüber), um sich selbst zu schützen und andere davor zu bewahren für ihre ausnutzenden Taten später dafür in die Hölle zu fahren. Win-Win. Ich will aber nicht zu Hyper-Nettigkeit abraten, sobald mein einen ebenfalls Hypernetten trifft. Nein, da ist Gleiches mit Gleichem gefordert und ein Ausnutzen ist nicht zu befürchten, sodass dennoch eine positive, hoch-nette Beziehung gewährleistet werden kann. Die Aufopferungsszenarien schaukeln sich gegeseitig immer weiter hoch, sodass man irgendwann im 7. Himmel ist. Weil man Gutes getan, und Besseres bekommen hat!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen