Mittwoch, 26. Juni 2013

Normal - Bedenkwürdig


Das Wort Norm stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Richtschnur, Regel, Maßstab. Es ist höchst beklagenswert, dass dieses, ähnlich wie das Wort "ich" keine fixe Bedeutung hat. In diesem Fall meine ich damit, dass etwas "Normales" je nach Ort, Zeit und Schicht etwas anderes bezeichnet. Wieviel Ernsthaftigkeit kann ich einem solchen Wort anrechnen, wenn sie nicht absolut ist und fast schon willkürlich das ändert, was ich doch so dringend brauche, um zu überprüfen, ob ich neben der Richtlinie, darauf oder schräg vorbei gedüst bin. 

Ich bedauere es, denn für viele Menschen scheint etwas, das sie tun, mit dem Spruch "es ist normal, dass" vieles zu argumentieren, entschuldigen und rechtfertigen. Ich rechtfertige etwas erstens, schon gar nicht und wenn, wäre das willkürliche "Normal-sein" sowieso das Letzte, dass ich als Maß dafür nehmen würde. Aufgrund dieses Wortes, werden Menschen in diesem Jahrhundert gepriesen, während sie im letzen Jahrhundert dafür geköpft wurden. Etwas das Richtig ist, muss einen universellen, absoluten Wert besitzen, der nicht umzutauschen ist und ubiquitär wirkt. Tut es das nicht, so kann man davon ausgehen, dass man weder im Richtigen noch im Falschen liegt, jenseits der geforderten Normalität, die für mich nun keinerlei relevante Bedeutung für mein Leben haben sollte. Wenn es einem aber darum geht, ein angepasstes Leben zu führen, eines, dass dem gegenwärtigen Zeitgeist entspricht, ist nichts dagegen einzuwenden sich an der Norm zu orientieren. Ich warne aber nur, und in dieser Schrift wäre das Wort "warnen" reichlich übertrieben angewendet (weil das ja Ernsthaftigkeit fordere), vor einer Orientierung, die der Umwelt aber nicht der eigenen Persönlichkeit entspricht. Stets ist sowieso ein gewisser Kompromiss einzugehen, was Umwelt und Inwelt angeht. Man sollte sich aber öfter bewusst werden, ob gewisse Normen auch für einen selbst nützlich sind, und ihnen nicht blindlings folgen. 


So wie der Mensch ein Produkt seiner Zeit ist, was ihm ja eine gewisse Selbstbestimmung entzieht, so ist auch die Norm ein Produkt dieser und sollte immer im Kontext der Jahrhunderte gesehen werden und auf die Wirksamkeit überprüft. Alles was wahllos ist, hat keinen Grund, und alles was keinen Grund hat, hat auch keinen Sinn (was halb so schlimm ist, aber wie gesagt die "Ernstness" vermindert). Beides Produkte einer kleinen Umgebung, die durch soviel Faktoren einmal Falsch und einmal Richtig sein könnte. Das einzige Gesetz zur wahren Unterwerfung wäre das der Natur. Sie ändert ihre Regeln nicht aufgrund von gesellschaftlichen Wandlungen(die eigentlich auch auf die Natur, allerdings nur Natur-2ter Klasse sozusagen sind, weil sie nur indirekt daraus entspringen), die durch die Zeit entstanden. Im natürlichen Verhalten liegt die eigentliche Wahrheit, die streng und unnachgiebig, über alle Zeiten hinweg an jedem Ort waltet. Nichts kann ihr entkommen. Unsere gekünstelten Normen mögen sich ändern, doch die Natur ist absolut.
Ich folge sehr gerne der Norm, wenn sie meiner persönlichen entspricht und mich nicht auf irgendeine Weise behindert; tut sie es doch, hinterfrage ich ihren Zweck.
Nietzsche meinte übrigens zur Wahrheit, dass je mehr Menschen an dieselbe Wahrheit glauben, desto wahrer sie uns dann scheint. Ich denke mit der Norm ist es genauso, sie spiegelt das Verhalten, das Soll der Mehrheit und wirkt dadurch automatisch "richtig"...so wirkt sie



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